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Wege zum gesunden Lebensstil ebnen

Ausgabe Nr. 84
Jan. 2011
Nationale Präventionsprogramme

Nationales Programm Ernährung und Bewegung 2008–2012 (NPEB). Sitzende Tätigkeit, Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung prägen heute die Lebensweise unserer Gesellschaft. Diese Gewohnheiten tragen dazu bei, dass sogenannte Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Diabetes oder Krebs zunehmen. Im Auftrag des Bundesrats setzt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sport (BASPO), der Gesundheitsförderung Schweiz und den Kantonen das Nationale Programm Ernährung und Bewegung (NPEB) 2008–2012 um.

Das NPEB definiert auf nationaler Ebene die langfristigen Ziele und Handlungsfelder der einzelnen Partner. Die Gesundheitsförderung Schweiz ist für die Umsetzung der kantonalen Aktionsprogramme für ein gesundes Körpergewicht zuständig. Dass heute 22 von 26 Kantonen solche Aktionsprogramme umsetzen, zeugt vom grossen Engagement der Kantone. Das BASPO engagiert sich in seinem Programm Jugend und Sport im ausserschulischen Sportangebot für mehr Bewegung bei Kindern und Jugendlichen.

Die gesunde Wahl soll keine Qual sein
Angesichts der veränderten Lebensgewohnheiten müssen Präventionsprogramme sowohl auf das Verhalten des Einzelnen als auch auf sein Umfeld abzielen. Kernaufgabe des BAG ist es, die nationale Koordination in verschiedenen Bereichen sicherzustellen (u.a. Alltagsbewegung, Optimierung der Beratungs- und Therapieangebote). Aus diesem Grund hat das BAG entschieden, vor allem beim Umfeld anzusetzen und es so zu gestalten, dass den Menschen die Wahl für einen gesunden Lebensstil leichter fällt nach dem Motto: «Die gesunde Wahl ist keine Qual!»

Monitoring-System Ernährung und Bewegung (MOSEB)
Das MOSEB wird vom BAG in enger Zusammenarbeit mit den wichtigsten Datenproduzenten in der Schweiz entwickelt (BASPO, Bundesamt für Statistik, Gesundheitsförderung Schweiz, Sport­observatorium und Schweizerisches Gesundheitsobservatorium). Dank der fortlaufenden Sammlung von vergleichbaren und repräsentativen Daten zu bestimmten Indikatoren zur Ernährungs- und Bewegungssituation ist es möglich, Entwicklungen zu beschreiben, Veränderungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Dies erlaubt es dem BAG, seine Präventionsstrategie in diesem Themenbereich zu definieren. Die Indikatorensammlung ist das zentrale Produkt des MOSEB (www.moseb.ch). Des Weiteren ist für 2011 neben den regelmässigen Aktualisierungen der Indikatoren (Mai, November) die Abstimmung des MOSEB mit dem «WHO/EU Project on monitoring progress on improving nutrition and physical activity and preventing obesity in the European Union» geplant.
Die Schweiz besitzt als eines der wenigen Länder Europas keine Daten zum Lebensmittelverzehr. Es ist folglich nicht bekannt, wer in der Schweiz was, wie viel, wie oft, wo, wann und warum isst und trinkt. Die geplante Nationale Ernährungserhebung, bei der das BAG die Federführung hat, hat zum Ziel, aktuelle Daten zum Lebensmittelverzehr sowie zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Schweizer Bevölkerung bereitzustellen. Sobald die Ressourcen für dieses Projekt sichergestellt sind, wird die Nationale Ernährungserhebung öffentlich ausgeschrieben (Herbst 2011). Ende 2012 soll mit der Datenerhebung gestartet werden.

Erfolgreicher Start von actionsanté
Die Initiative actionsanté (www.action­sante.ch) ist nun über ein Jahr alt. Das BAG motiviert dabei Unternehmen im Bewegungs- und Lebensmittelbereich, sich mit konkreten Aktionen für die Gesundheit der Bevölkerung einzusetzen. Sämtliche Aktivitäten beruhen auf Freiwilligkeit. So können die Unternehmen z. B. durch die Reduzierung von Salz, Zucker und Fett in den Lebensmitteln zu einer ausgewogeneren Ernährung beitragen oder die Menschen mit gezielten Aktionen zu mehr Bewegung anregen. Die bisherige Bilanz kann sich durchaus sehen lassen. Aufgrund der Salzstrategie des BAG haben die zwei ersten Partner von actionsanté erfolgreich den Salzgehalt in ihren Broten verringert, ohne dass die Konsumenten es gemerkt haben und es zu einem Verkaufseinbruch gekommen ist. Heute sind neben Coop und Migros auch Selecta, Traitafina, Unilever und Mars Partner von actionsanté und mit 11 Aktionen vertreten.

Verbesserung der Konsumenteninformation
Die Lebensmittelkennzeichnung ist eine wichtige Orientierungshilfe für die Bevölkerung. Die Abklärungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) im Auftrag des BAG zeigen, dass es gute Ansätze für Labels gibt, aber kein Modell, das eins zu eins übernommen werden könnte. Auch lehnen die wichtigsten konsultierten Wirtschaftsakteure die Vorschläge für eine einheitliche verbesserte Nährwertkennzeichnung ab. Im Moment ist also kein Label für die Schweiz in Aussicht! Das BAG will die Konsumenteninformation jedoch verbessern und klärt nun weitere Möglichkeiten ab. Um den Früchte- und Gemüsekonsum in der Bevölkerung zu fördern, unterstützt das BAG zusammen mit der Krebsliga weiterhin die «5 am Tag»-Kampagne.

Qualitätsstandards für Gemeinschaftsgastronomie
Da die Schweizer Gemeinschaftsgastronomie (GG) täglich rund eine Million Personen verpflegt, hat das BAG entschieden, das Projekt «Qualitätsstandards einer gesundheitsförderlichen Gemeinschaftsgastronomie» gemeinsam mit der SV-Stiftung finanziell zu unterstützen. Ernährungswissenschaftler/innen und Praktiker/innen der Berner Fachhochschule, der Haute école de Santé – Genève und der SGE haben Qualitätsstandards entwickelt und veröffentlicht (www.goodpractice-gemeinschaftsgastronomie.ch). Damit liegt nun GG-Betrieben und Fachpersonen in der betrieb­lichen Gesundheitsförderung ein Arbeitsinstrument vor, welches der Praxis auf dem Weg zu gesunden Verhältnissen Unterstützung bietet.

Bewegung im Alltag fördern
Sich gesundheitswirksam bewegen heisst nicht zwingend Sport treiben. Zügiges Gehen, Velofahren oder Treppensteigen haben den Vorteil, dass sie sich leicht in den Tagesablauf integrieren lassen. Ein bedeutender Faktor, der die Bewegung begünstigen oder behindern kann, ist die gebaute Umwelt. Aus diesem Grunde hat das BAG beschlossen, in Zusammenarbeit mit den federführenden Ämtern (Bundesamt für Raumplanung, Bundesamt für Strassen, Bundesamt für Energie usw.) sich für attraktiv gestaltete Quartiere, sichere Fuss- und Velowege sowie die Förderung des Langsamverkehrs einzusetzen. Mit SuisseBalance unterstützt das BAG zudem gemeinsam mit der Gesundheitsförderung Schweiz Projekte und Massnahmen, die Kindern und Jugendlichen Lust und Spass an täglicher Bewegung und ausgewogenem Essen und Trinken vermitteln.

Optimierung der Beratungs- und Therapieangebote
Immer mehr Menschen leiden an Übergewicht und Fettleibigkeit, es mangelt jedoch an Instrumenten zur Behandlung solcher Patienten. Angesichts dieser Tatsache wird das BAG in Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten eine Therapiepyramide für Erwachsene resp. Kinder mit Übergewicht erarbeiten.

Die Erfahrungen aus den verschiedenen Projekten zeigen, dass Änderungen der Lebensgewohnheiten Zeit brauchen. Einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention leisten auch Netzwerke wie nutrinet.ch und hepa.ch. Dank ihnen können Erfahrungen und Informationen zwischen Experte/innen und Praktiker/innen ausgetauscht oder Projekte besser koordiniert werden. Inwieweit das NPEB weiterhin gemäss den vorgegebenen Zielen umgesetzt werden kann, hängt auch von der Bereitstellung der personellen und finanziellen Ressourcen durch den Bund ab.

Kontakt

Liliane Bruggmann, Sektion Ernährung und Bewegung, liliane.bruggmann@bag.admin.ch

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